Es gibt sechs Internatsbereiche, von denen der erste und größte, der rund um den alten Kreuzgangbereich liegt, zwecks Komplettsanierung derzeit leer steht. Die übrigen Internatsbereiche liegen in Außengebäuden, die meist um 1900 errichtet und inzwischen alle umfassend renoviert worden sind. Jungen und Mädchen wohnen meistens in gemischten Internaten, dort aber zumindest auf getrennten Fluren. Dagegen gehört es zum pädagogischen Konzept, dass die Schüler der verschiedenen Jahrgangsstufen in Gemengelage wohnen, allerdings in getrennten Zimmern. Es gibt überwiegend Zweierzimmer, daneben auch einige Einzelzimmer, etliche Dreier- und einige Viererzimmer. Letztere bleiben meistens für die neuen Neuntklässler übrig, wenn am Schuljahresende die Abiturienten aus- und die verbleibenden Schüler umziehen.
Es gibt vier Mahlzeiten am Tag, die alle zentral im Speisesaal eingenommen werden. Die Küche nimmt auf Vegetarier Rücksicht und bietet mittags ein Ausweichmenü an. Für Hobbyköche und solche Schüler, die zwischendurch vom Heißhunger gepackt werden, gibt es in den einzelnen Internaten zusätzliche Kleinküchen.
Der Tagesablauf erscheint auf den ersten Blick streng reglementiert, weil der ungefähre Zeitrahmen, den die meisten Schüler von zu Hause kennen, durch präzise und für alle Schüler verbindliche Uhrzeiten ersetzt wird. Dies betrifft vor allem das Silentium von 16.45 bis 18.15 Uhr als verbindliche Ruhezeit für Hausaufgaben sowie die Internatspflicht (= abendliche Rückkehr ins Internat) und den Lichtschluss, die nach Alter gestaffelt sind. Diese Verbindlichkeiten sind aber notwendig, um das dichte Zusammenleben von so vielen Schülern in einer Weise zu gestalten, dass alle ihre Ruhe für Hausaufgaben und nachts ihren Schlaf finden. Mit zunehmendem Alter und Gewöhnung an das Internatsleben erhalten unsere Schüler natürlich auch Freiräume wie Silentiumsbefreiungen und verlängerten Ausgang, die verantwortungsbewusst genutzt werden können.
Freitags endet der Unterricht spätestens nach der 6. Stunde, damit alle Schüler nach Hause fahren können. Die Wiederanreise erfolgt am Sonntagabend. Ungefähr jedes zweite Wochenende bleibt das Internat geöffnet, damit Schüler mit langen Anfahrtswegen nicht jedes Wochenende nach Hause fahren müssen. Ein schulisches Programm gibt es an diesen Internatswochenenden nicht. Die Schüler, die sich entscheiden, in Pforte zu bleiben, gestalten ihre Freizeit selbst. Internatspflicht und Lichtschluss sind nach hinten verlegt. Nächtliche Streifzüge durch Kneipen und Discos sind jedoch nicht möglich.
Die fünf Internatseinheiten, deren Größe etwa zwischen 50 und 70 schwankt, werden jeweils von einer Hausmutter oder einem Hausvater geleitet, die unmittelbar am bzw. im Internat wohnen und vor allem auch in den Nachtstunden als Ansprechpartner für Notfälle zur Verfügung stehen. Ferner gehört zu jedem Internat ein Team von fünf bis sechs diensthabenden Lehrern, die im täglichen Wechsel ihr Internat von 16.30 bis 23.00 Uhr betreuen.
Die Freizeitgestaltung bleibt weitestgehend den Schülern selbst überlassen. Zwar bieten auch Lehrer Arbeitsgemeinschaften an oder organisieren Theaterfahrten nach Halle, Leipzig und Weimar, doch die meisten AGs befinden sich fest in Schülerhand. Sofern benötigt, können auch Schulräume, Sternwarte und Sporthalle in der Freizeit genutzt werden. Für's reine Ausspannen gibt es den Park, den angrenzenden Wald und die Nachbarorte Bad Kösen und Naumburg, bei schlechtem Wetter die gut bestückte Schülerbibliothek (mit ca. 8000 Titeln), Internet (ab 2013 auch in den Internaten) sowie Clubräume mit Fernsehern. Etwa sechsmal im Jahr organisiert der Elferrat, ein Komitee aus Elftklässlern, eine Schülerdisco, am Fasching auch mit umfangreichem Kulturprogramm.
Zu jedem Gemeinschaftsleben gehören traditionelle Feste und Feiern, die dem Lauf eines Schuljahres einen gewissen Rhythmus verleihen. Auf die Immatrikulationsfeier für die neuen Schüler folgen im September, der Neunerschwof, im November das festliche Martini-Gänseessen und die Ecce-Feier, bei der in der von Kerzenlicht erleuchteten Kirche der verstorbenen Portenser gedacht wird. In der Weihnachtszeit wird in allen Internaten gewichtelt. Im Frühjahr gibt es die oben schon erwähnte Faschingsdisco, im Mai das dreitägige Schulfest, das sich insbesondere auch an die ehemaligen Schüler wendet. Das Schuljahr klingt aus mit dem Abschlussprogramm der Musikabiturienten und mit der Entlassfeier der Abiturienten.
Ein Internat ist kein Hotel. Um die Schüler frühzeitig an die Übernahme von sozialer Verantwortung zu gewöhnen, gibt es zahlreiche kleinere Dienste, die reihum zu übernehmen sind. In den einzelnen Internaten gibt es Flursprecher, Famuli und Küchendienste, auf Schulebene Tischdienste für den Speisesaal und den täglich wechselnden Keildienst, der zu Beginn und Ende der Unterrichtsstunden die Keilglocke läutet – die elektrische Klingel wird nur bei Feueralarm aktiviert.
Obgleich (fast) alle Schüler das Vorhandensein von festen Regeln grundsätzlich bejahen, gibt es natürlich immer
wieder Situationen, in denen der Einzelne der Meinung ist, dass seine besonderen Interessen in der konkreten Situation über den allgemeinen
Regeln stehen und eine Ausnahme begründen. Dies im Konfliktfall gegeneinander abzuwägen gehört zu den heikelsten pädagogigschen Aufgaben und
macht es unerlässlich, jeden Fall als Einzelfall im Gespräch aufzuarbeiten. Je nach Schwere des Vorfalls erfolgt diese Aufarbeitung auf
verschiedenen Ebenen. Kleinere Verstöße gegen die Internatsordnung werden internatsintern aufgearbeitet und geahndet, schwerere Verstößen
übernehmen der Rektor und die Klassenkonferenz, an der auch Eltern- und Schülervertreter teilnehmen.
Zu den wenigen Fällen, in denen wir keine Basis mehr für ein gemeinsames Zusammenleben im Internat sehen und daher, möglichst im Einvernehmen
mit dem Schüler und seinen Eltern, auf den Abgang von Schule und Internat bestehen, gehören insbesondere Gewalt gegen Mitschüler oder Lehrer,
Vandalismus, Rauchen und offenes Licht im Internat (Brandgefahr) sowie der Konsum illegaler Rauschmittel.
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